Bei The Founders Nook rufen wir jedem Gründer, jeder Gründerin zu “Know-Yourself” und unsere Mission ist diesen Weg zu begleiten. Wir folgen der Tradition der antiken Philosophen - „Erkenne dich selbst“ war die Grundmaxime Socrates und erlebt eine Renaissance in unserer modernen Welt.
Thales (624 v. Chr.) wurde, so wird es überliefert gefragt - Was ist das schwierigste im Leben? Seine Antwort, “Sich selbst zu kennen” und auf die Frage, was denn das Einfachste im Leben ist, meinte er, “Ratschläge zu geben”. Die Forschungsabteilung von Google hat kürzlich die zentralen Erfolgsfaktoren ermittelt, die einen guten Manager ausmachen (Studie) und auch als Gründer werde ich früher oder später Management Skills brauchen. Die Schlüsselkompetenz auf Platz 1 ist, sich wie „effektive Coaches“ zu verhalten, in anderen Worten, sich selbst gut kennen, damit für andere präsent zu sein und mit Fragen (statt Antworten) zu führen.
Auch in anderen Bereichen ist das Thema relevanter denn je. Yuval Harari beschreibt die Relevanz von Selbstkenntnis in seinem Buch 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert und etlichen Online Vorträgen, oft mit einem Rennen gegen AI und die Algorithmen von Facebook, Google, Amazon und Co. In seinem YouTube Video “An algorithm that knows you better than you know yourself”. wird er gefragt, was er heute den 18 jährigen raten würde, sagt er als ersten Punkt - “Lerne dich selbst kennen, mit so wenig Illusionen wie möglich.” Er führt weiter aus: "Wenn dir ein Wunsch in den Sinn kommt, sage nicht einfach, das bin ich, das ist mein freier Wille, ich habe diesen gewählt, deshalb sollte ich es tun. Gehe viel tiefer rein.” (Video) Was dieses “explore much deeper”, speziell für Gründer bedeutet, wollen wir uns näher ansehen.
Gerade für Gründer ist dies relevant, da Ressourcenknappheit in allen Bereichen nach Priorisierung schreit.
Ein Gründer (m/f) fragt sich vielleicht zurecht: “Was ist eigentlich mein ROI in Bezug auf Selbstkenntnis?” Oder ist vielleicht die Frage: “Welche Gefahren ergeben sich daraus, Selbstkenntnis zu de-priorisieren” nicht noch relevanter? Und wo stehe ich eigentlich im Bezug auf Selbstkenntnis, kenne ich mich schon gut genug? Wie geht das überhaupt konkret, wie ist der Prozess? Diesen Fragen möchte ich gerne im folgenden Artikel, aber auch in zukünftigen Artikeln immer wieder neu begegnen.
Wenn wir von Selbstkenntnis reden, dann wohl meistens, von einem speziellen Wissen über unseren psychischen und emotionalen Zustand. Uns interessiert weniger zu wissen, an welchem Wochentag wir geboren wurden oder wann wir keine Windeln mehr brauchten. Sind wir als Gründer leistungsfähiger, wenn wir zwei Tassen Kaffee am Morgen vor dem Frühstück oder danach trinken oder vielleicht doch nur eine und dann mit Zucker und Milch oder Schwarz. Die meisten würden sagen, das Fragen wie “Bin ich eher ein introvertierter oder eine extrovertierter Mensch?” oder “ Wie wirkt sich das Verhältnis zu meinem Vater auf meine Ziele in der Gründung aus?”, eher Fragen sind, die mit "Selbstkenntnis" assoziiert werden. Das bedeutet auch, nicht alles, was wir über uns selbst herausfinden können, ist gleich wichtig.
Hier sind einige Aspekte die wir bei The Founders Nook als relevant erachten:
Dies sind Fragen für Gründer, die, wenn emotional und rational ein adäquates Selbstbild vorhanden ist, auch beantwortet werden können. Vielleicht besser gesagt, beschrieben werden können. Antworten auf diese Fragen sind nie einfach, zeigen ein hohes Maß an Wahrnehmungsfähigkeit, Achtsamkeit und können mit konkreten Beispielen untermauert werden.
Generell lässt sich wohl sagen, Selbstkenntnis eröffnet uns den Weg zu größerer Selbstzufriedenheit und Erfüllung. Oft sind hier auch die Fragen nach dem “Sinn des Lebens” damit verbunden. Wenn ich eine Idee davon habe, wer ich bin, welche Werte ich vertrete und schätze und wie ich im Leben gewinne, dann bin ich schon sehr weit. Ein Mangel an Selbstkenntnis macht einen angreifbar, zufällige oder fremde Ambitionen zu übernehmen. Mit dem Wissen über uns selbst, haben wir eine größere Chance, Fehler im Umgang mit anderen, z.B. bei Entscheidungen oder Konflikten zu vermeiden oder zu korrigieren. Mit Selbstkenntnis steht uns eine große Palette an Handlungsoptionen zur Verfügung, da wir verstanden, gelernt und geübt haben, flexibel und dem Kontext angemessen zu reagieren, auch wenn manche Handlungen uns einfach und andere schwerer fallen.
Kurz gesagt, dich selbst zu kennen ist unerlässlich für persönliches Wachstum, Selbstbewusstsein, bessere Entscheidungsfindung und den Aufbau starker Beziehungen. Welcher Gründer würde das nicht als wertvollen Skill betrachten, den es zu entwickeln, auszubauen und zu üben gilt? Dabei bieten sich Gründern ideale Wachstumschancen, da Gründer immer wieder ihre eigenen Grenzen verschieben, sich selbst in neue Situationen bringen und sich dabei ausprobieren und erleben.
Zum Abschluss von Teil 1 möchte ich in ein bestimmtes Beispiel tiefer einsteigen, um die Komplexität herauszuarbeiten, denen Gründer mit wachsender Selbstkenntnis begegnen können. Zum Beispiel die Frage, mit wem möchte ich eigentlich Gründen, wer passt zu mir ins Gründerteam und wie forme ich ein stabile Gründerbeziehung?
Elon Musk hat in einem Interview bei TED 2022 folgendes gesagt: “Starting Tesla with the two original Co-Founders instead of just JB Straubel was the “worst decision” of his business career.” Ich bin davon überzeugt, ich sehe es immer wieder im Coaching mit Gründern, dass der Fit im Gründerteam extrem wichtig ist und dass Fehler, die nicht frühzeitig korrigiert werden, im Nachhinein sehr viel Energie rauben und Geld kosten oder gar das Startup zerstören können. Die Frage ist nicht nur, mit wem wir gründen, sondern auch, wie wir es schaffen, über die Zeit ein Gründerteam zu formen. Die Gefahr ist, dass wir Mitgründer wählen, die nicht wirklich zu uns passen, da wir unsere eigenen Bedürfnisse noch nicht gut genug verstehen.
Liebe Founder, ihr müsst verstehen, wir alle sind auf ganz besondere Weise verrückt. Wir sind ausgesprochen neurotisch, unausgeglichen und unreif, kennen aber die Details nicht genau, weil uns niemand wirklich ermutigt, sie herauszufinden. Eine dringende, primäre Aufgabe eines jeden Gründers besteht daher darin, die spezifischen Arten seiner eigenen Verrücktheit schonungslos anzusehen und idealerweise über Zeit in den Griff zu bekommen. Wir müssen uns mit unseren individuellen Ängsten, Phobien und depressiven Verstimmungen, aber auch körperlichen Symptomen vertraut machen. Wir müssen verstehen, woher diese kommen, was sie tun – und vor allem, mit welchen Verhaltensweisen uns unsere Mitstreiter provozieren oder besänftigen.
Ein gutes Gründerteam ist nicht so sehr eine Partnerschaft zwischen zwei oder mehreren gesunden Menschen, sondern eine zwischen zwei oder mehreren Menschen mit erheblichen Eigenarten und Verrücktheiten, die einen Sweet Spot gefunden haben, sich auszuhalten, zu ergänzen und zu entwickeln.
Und alleine zu denken, dass wir als Menschen nicht allzu schwierig sein könnten, sollten Alarmglocken bei uns läuten lassen. Die Frage ist nicht, ob man selbst Probleme hat, sondern wo die Probleme liegen. Vielleicht fällt es uns schwer damit umzugehen wenn uns jemand widerspricht, vielleicht fällt es uns schwer zu entspannen wenn wir nicht arbeiten, vielleicht brauchen wir emotionale Nähe im Team, vielleicht können wir Sorgen nur schwer in Worte fassen, vielleicht gehen wir Konflikten auf die immer gleiche Art aus dem Weg, vielleicht fühlt sich für uns Erfolg nicht so an wie wir uns das erhofft haben…und noch vieles mehr.
Es sind solche Themen in der Gründerpersönlichkeit, die sich manchmal erst klein als Reibungsfläche im Team andeuten, aber mit der Zeit über Jahre echte Probleme machen können. Lasst uns (ich schließe mich hier mit ein) konstant an uns arbeiten und uns selbst kennenlernen, um nach Mit-Gründern Ausschau zu halten, die uns auch mal aushalten können und sich mit uns entwickeln können und wollen. Das funktioniert nicht ohne dass es auch Reibung gibt. Sucht euch Menschen, die in eurem Orbit hängen bleiben. Ihr seid wie zwei oder mehr Planeten im Gründerteam, die sich umkreisen. Unterschiedlich genug, trotz großer Anziehung, um nicht aufeinander zu krachen und eins zu werden und nicht zu unterschiedlich, dass ihr über die Zeit aus eurer Umlaufbahn geschmissen werdet. Jeder muss so sein dürfen wie er ist und mein wichtigstes Prinzip für Teams ist, dass sie Gemeinsamkeiten fördern und Unterschiede wertschätzen. Lernt euch daher intensiv kennen bevor ihr gemeinsam Gründet u.a. mit der Frage: “Und wie bist du verrückt?“. Glaubt mir, ihr werdet eure Verrücktheiten im Gründerteam nicht verstecken können, daher sollte es kein zu kurzes Gespräch werden.
Es kann Jahre und viele unterschiedliche Situationen dauern, mit denen wir noch keine Erfahrung gemacht haben, um uns auf breiter Fläche wahrzunehmen. Vor der ersten Gründung sind wir selten in Dynamiken verwickelt, die unseren Störungen einen angemessenen Spiegel vorhalten. Daher nutzen wir besser jede Situation aus, die sich uns bietet, etwas mehr über uns zu lernen. Doch was bedeutet das?
In Teamarbeit oder losen Gründerteams ist die Beziehung zu den Teammitgliedern eher locker. Das heißt man kümmert sich zu wenig umeinander, um einen guten Grund zu haben das eigene Selbst zu erforschen und wenn die Teamarbeit trotzdem droht die „schwierige“ Seite unseres Wesens zu offenbaren, neigen wir dazu, dem Team, oder einem Teammitglied die Schuld zu geben und beenden die Teamarbeit. Mit anderen Worten, wir scheuen Konflikte. All das führt dazu, dass wir uns nicht mit der Situation auseinandersetzen müssen und wir am Ende doch recht blind sind für die unangenehmen Seiten unserer Natur. Eines der großen Privilegien loser Teamarbeit oder sogar des Alleinseins, ist die schmeichelhafte Illusion, dass man in Wahrheit ein recht unkomplizierter Mensch ist. Im Gründerteam gibt es diesen Luxus allerdings nicht mehr, hier sind wir fast wie in einer Ehe aneinander gebunden und unterschiedlichen Eigenarten und Bedürfnissen aus dem Weg zu gehen, nicht darüber zu verhandeln oder zu streiten, hat einen Preis. Zu viel zu verhandeln und nur zu streiten funktioniert aber auch nicht. Es braucht das richtige Maß (hierüber werde ich sicher noch einen Blog-Post schreiben), daher ist sowohl die Auswahl der Mitgründer als auch die Fähigkeit, über Unterschiedlichkeiten zu verhandeln, entscheidend. Das ist alles andere als einfach.
Sind wir alleine und wütend, schreien wir nicht, weil niemand da ist, der zuhört, wir übersehen daher vielleicht die wahre, besorgniserregende Stärke unserer Fähigkeit zur Wut. In meinem eigenen Gründerteam habe ich eine solche Situation erleben dürfen.
Wir waren sehr enge Freunde im Gründerteam, schon in der Schulzeit, später auf der ganzen Welt, gemeinsam auf Reisen und trotzdem gibt es Situationen in der Gründung, in denen wir uns ganz neu erlebt haben. Zum Beispiel eine offene Konfliktsituation im Büro, ich wurde angeschrien, mit Wut und Wucht, die ich vorher von meinem Mitgründer noch nie erlebt habe. Ich war entsetzt, verwirrt, hilflos und gedemütigt und dachte, ich habe nichts falsch gemacht. Jahre später bin ich dankbar für die Situation als Lehrmeister für mich und bewerte diese nicht mehr so negativ wie früher, weil ich weiß, dass die Gründungsdynamiken, die Achterbahnfahrt und die Nähe im Gründerteam uns alle vor Herausforderungen stellt, denen wir so noch nie begegnet sind. Auch ich habe meinen Anteil daran gehabt, dass es eskaliert ist, ich wollte oder konnte diesen einfach nicht sehen.
Ich glaube, wir haben als Gründungsteam initial sehr gut zusammengepasst. Wir haben schon viel gemeinsam erlebt, Wertschätzung und Respekt füreinander und unterschiedliche Talente. Wir haben es aber in der Situation als Gründerteam nicht geschafft, gestärkt daraus hervorzugehen. Weil wir nicht gelernt haben, diese und weitere Situationen auf professioneller Ebene zu lösen, haben wir uns voneinander entfernt und das verdeutlicht mir nochmal die Wichtigkeit von Selbstkenntnis. Am Ende haben wir unsere Firma verkauft und so konnten wir unseren Konflikten bis jetzt ausweichen.
Ich hätte Hilfe gebraucht in der Situation, aber ich konnte nicht nach Hilfe fragen. Ich stand mir selbst im Weg, Gefühle von Scham, ein geringes Selbstwertgefühl und eine Überforderung mit der Situation haben mir effektive Lösungswege verbaut. Zum Beispiel mit einem Coach zu arbeiten und mich besser zu verstehen und anzunehmen, das, was ich heute selbst als Leistung für Gründer zur Verfügung stelle, hätte mir enorm helfen können. Ich bin mir sicher, meine Entwicklung in der Beziehung zu mir selbst, hätte sich auch positiv auf unser Gründerteam ausgewirkt.
Bei The Founders Nook möchten wir Rhythmus und Kontinuität in die persönliche Entwicklung bringen. Das kontinuierliche reflektieren, individuell als Gründer, seine eigenen “eigenen Blockaden” zu erkennen und auch zu lernen über sein Schatten zu springen, geben dem Gründerteam die beste Chance, über die unausweichlichen Unterschiedlichkeiten produktiv zu Verhandeln oder auch anders gesagt, sich produktiv zu streiten. Ist das einfach, nein, aber aus meiner Sicht total spannend, befriedigend und notwendig.
Und dazu gehört auch die Wahrheit, dass manchmal der Fit einfach auch nicht vorhanden ist und es ist besser, dies früher als später herauszufinden. Dann braucht es die Fähigkeit das zu erkennen und auch eine Trennung umzusetzen. Ich hab Gründerteams begleitet, die sich im Nachhinein extrem viel Ärger, Zeit, juristische Auseinandersetzungen und Nerven hätten sparen können. Manche Startups sind daran gescheitert. Und damit schließt sich der Kreis zu Elon Musk und seinem vermeintlich "größten Fehler". Denkt dran, wenn ihr ein Gründer seid, der im Konflikt mit den anderen Team Mitgliedern steht, es liegt vielleicht nicht an euch persönlich dass es nicht klappt, sondern einfach am Fit und der Unfähigkeit den Fit herzustellen, dazu gehören alle Beteiligten. Das macht keinen von euch weniger Wert, nutzt die Erfahrung, begegnet euch schonungslos, holt euch Hilfe dabei und startet danach wieder durch.
Die Zeiten ändern sich, die Angebote werden vielfältiger und die Akzeptanz hierfür auch. Diese letzte Geschichte ist Teil meiner Entwicklung, von meinem kontinuierlichen Weg zur "Selbsterkenntnis" und aktuell zu The Founders Nook.
Wir sehen die Frage, wer passt zu mir als Gründungsmitglied ist extrem wichtig, aber auch kompliziert, vor allem auch ein Prozess, der erst im Laufe der Zeit wirklich auf die Probe gestellt wird. Und wir sehen, dass Gründer meist noch nicht in der Lage sind genau zu wissen, nach wem sie Ausschau halten müssen oder wie sie ihre Gründungs-Beziehungen stabilisieren. Je authentischer ihr euch präsentieren könnt (Selbstkenntnis ist der Weg zur Authentizität), desto eher gebt ihr anderen die Chance zu prüfen, wie groß die Lust ist, das gemeinsame Abenteuer anzugehen. Bei The Founders Nook verstehen wir eure Startups und euer Gründerteams als Chance und Privileg, euch selbst kennenzulernen, mit den Erfahrungen zu arbeiten, um den funktionierenden Orbit euer Partnerschaft zu entwickeln, auszuweiten und zu stabilisieren oder in manchen Fällen gekonnt zu trennen.
Da der Artikel jetzt schon lang genug ist, mache ich hier Schluss für heute. Ich freue mich auf eure Kommentare. Der Frage, aber wie und wo nützt uns Gründern jetzt dieses Selbstwissen? Oder welche Gefahren ergeben sich aus Unwissenheit oder woran erkenne ich Selbstkenntnis in mir und anderen will ich auch weiterhin leidenschaftlich und mit großer Neugier in Coachings und Workshops mit unseren Gründern nachgehen und weiterentwickeln.